Neuer Anlauf - Restart - zweiter Versuch: Öffentliche und private Angelegenheiten aus der Hauptstadt. Seelenlage, Medienlage, Haushaltslage. Fundsachen, Anmerkungen,Assoziationen. Alle geäußerten Meinungen sind die privaten des Autors. Diskussionsbeiträge willkommen: Klick auf 'comments' unten rechts an jedem Beitrag.

1.4.05

Hagenbeck


Hagenbeck
Originally uploaded by mkolbeck.
Mein kleiner Neffe Julius (2. v.l.).

Geld macht nicht glücklich - Steuern schon!

Wen nervt es nicht, das Steuersystem mit seinen labyrinthischen Verästelungen, seiner kafkaesken Komplexität und seiner letztlich ungerechten Undurchschaubarkeit. Dass es einfacher werden muss, finden inzwischen alle - und die Chance steigt, dass es das auch tatsächlich in absehbarer Zeit werden wird. Eine andere Perspektive schminkt sich die Gesellschaft - zu Recht - gerade ab: die Vorstellung, wir könnten dann auch insgesamt weniger zahlen. Spätestens, wenn man sich der gedanklichen Übung unterzieht, die Alterung der Gesellschaft und die nötige Entlastung der Arbeitseinkommen in eine Langfristprognose für den Bundeshaushalt zu übersetzen, dann wird klar: damit auch nur die Grundaufgaben des Staats weiter gewährleistet werden können, muss die Steuerquote (nicht: die Steuersätze!) auf Dauer eher noch etwas steigen als sinken.

Sollte uns das unglücklich machen? Sicher nicht. Nicht nur, weil es unvernünftig wäre, sich von Notwendigkeiten die Laune verhageln zu lassen. Sondern auch, weil Steuern glücklich machen! Sagt zumindest die ökonomische Glücksforschung. Die hat verstanden, dass Geld nicht zu Glück führt - und erforscht, warum nicht. Lord Richard Layard von der London School of Economics analysiert unter anderem das schmerzliche Phänomen, dass eine Gehaltserhöhung nicht glücklich macht, wenn der Kollege eine noch großzügigere erhält. Und dass so jede Gehaltserhöhung das Glücksempfinden anderer Menschen im Umfeld verschmutzt. Gegen diesen Effekt sind Steuern natürlich ein schönes Mittel. Und da sich die Politik seiner Meinung nach stärker am Glück der Menschen als an untauglichen Wohlstandsindikatoren wie dem Sozialprodukt orientieren sollte, sorgen seine Thesen für muntere Diskussionen.

Sein Buch habe ich auch noch nicht gelesen, aber schon seine online herunterladbaren Vorlesungen über das Glück machen ziemlich Spaß (für den Kühlschrankmagneten: Tabelle 1, Seite 7). Jedenfalls könnte es ein vergnüglicher Abend werden, wenn Lord Layard am 13. April im Britisch Council mit DIW-Chef Prof. Klaus Zimmermann diskutiert.